Die Tagungen der Geisteswissenschaftler bedeuten für uns als Dolmetscherinnen in der Regel eine Erweiterung der Horizonte und eine enorme Bereicherung des (in diesem Falle des historischen) Wissens, die durch tagelange Vorbereitung auf das Thema zustande kommt. Darüber freuen wir uns auch und betrachten immer als zusätzlichen Bonus zu dem Lob und dem Honorar, das wir dann für unsere Leistung bekommen. Es gibt aber etwas, was wir an humanistischen Tagungen ganz entschieden nicht mögen, und zwar die Vortragenden, die ihre mit Daten, Namen und Zitaten gespickte Beiträge mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs VORLESEN… Darunter leiden nicht nur wir Dolmetscher, die – auch bei bester Kompetenz – ausserstande sind, das Vorgelesene hundertprozentig und “zuhörerfreundlich” in andere Sprache zu übertragen. Es ist leider auch eine Zumutung für die Zuhörer, die ohne Vermittlung der Dolmetscher, dem Vorleser lauschen. Das monotone und schnelle Vorlesen hat nämlich nicht nur wegen der Überschreitung der Geschwindigkeit 🏎😀eine einschläfernde Wirkung. Die geschriebene Sprache weist auch eine ganz andere Struktur als der gesprochene Vortrag auf, ist komplexer, besteht aus vielen mehrfach zusammengesetzten Sätzen, was schön zum Lesen, aber kaum zum Zuhören geeignet ist… Mit diesem Problem musste sich auch Monika und unsere Kollegin Ewa Głowacka-Adamek in der Konferenz “Reformation in Westpommern” der Universität zu Stettin auseinandersetzen und zwar mit einigem Erfolg, weil sowohl der Veranstalter als auch die Teilnehmer nicht mit Lob gespart haben.
Redner benötigen Reformation
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